Sie schützt die Raupen | Berner Zeitung

2022-11-07 16:50:24 By : Ms. Violet Li

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Schmetterlingsraupen verpuppen sich oft in den frühen Morgenstunden. Für die 93-jährige Simone Schenk aus Wohlen ist dies ein Grund, zwischendurch um halb sechs Uhr in der Früh aufzustehen.

Auf keinen Fall will sie das wundersame Naturereignis verpassen. Ihr Weg zu den Raupen ist nicht weit. Im Wohnzimmer – mit Sicht auf den Wohlensee – steht ein Netzkäfig. Hier platziert sie Raupen und schützt sie so vor den hungrigen Vögeln.

Simone Schenks Hobby hat sich ganz sachte in ihren Alltag «eingeschlichen». Vor vier Jahren frassen Raupen nämlich den Dill auf der Terrasse weg. Dort, wo die Rentnerin gern sitzt und den Blick über das Grundstück auf den Wohlensee geniesst. Statt die Raupen zu entfernen, suchte die Naturliebhaberin nach Nachschub für die gefrässigen Tiere. Zum Dill gesellten sich wilde Rüben und in die Höhe geschossener Fenchel.

Inzwischen hatten aber halt auch die Vögel eine neue Nahrungsquelle entdeckt – die Raupen. Simone Schenk verlegte also ihre Raupenzucht kurzerhand in die Wohnung. Hier verpuppten sich die grünen Vielbeiner an den Vorhängen, in der Küche, einfach dort, wo sie einen idealen Platz fanden. Eine Freundin des Hauses brachte schliesslich einen Netzkäfig für die Raupenaufzucht mit.

Was mit der Aufnahme einzelner Raupen begann, ist innert vier Jahren zu einer veritablen Zucht herangewachsen. «Letztes Jahr konnte ich 26 Schmetterlinge fliegen lassen, und ich war mächtig stolz», sag Simone Schenk. Dass es dieses Jahr gar 73 Schwalbenschwänze – Schenk züchtet nur Schwalbenschwänze – sein würden, das konnte sie sich in den kühnsten Träumen nicht ausmalen. Für die Beherbergung der vielen Raupen reicht das Käfignetz längst nicht mehr, ein Topf mit entsprechenden Pflanzen dient als Zusatzplatz. Simone Schenk: «Es hat sich unter den Raupen wohl herumgesprochen, dass sie bei mir sicher sind.»

«Es hat sich unter Raupen wohl herumgesprochen,dass sie bei mir sicher sind.»

Die 93-jährige «Geburtshelferin» für Schmetterlinge schaut genau hin und hat festgestellt, dass der Charakter der Raupen sehr unterschiedlich ist. So seien einige richtige Faultiere, während andere vor der Verpuppung hektisch einen Platz suchen würden. Zudem hat Simone Schenk festgestellt, dass einzelne Puppen nicht eine braune, sondern grüne Farbe tragen. So oder so: Am Ende schlüpft ein prächtiger Schwalbenschwanz mit heller Grundfarbe, ergänzt durch gelbe, graue und blaue Töne aus der Hülle, versucht die Flügel zu lockern und fliegt schliesslich hinaus in den Tag.

Auf die Frage, ob dies ihr einziges Hobby sei, lacht Simone Schenk. Nein, ihr Tag sei ausgefüllt mit Malen, Architektur und ihrem Einsatz für Wohlen, den Wohlensee und die Natur. Sie habe sich einen Namen als streitbare Wohlenerin gemacht – und nicht alle würden sie lieben. Die studierte Architektin entwirft bis heute ebenfalls noch Häuser und sammelt ab und zu auch Unterschriften gegen ihr nicht genehme Bauprojekte.

«Ausruhen, leisertreten, das ist nichts für mich», sagt sie. Schon steht sie wieder auf, schaut, ob heute nicht doch noch eine Puppe zum Schmetterling wird, und eilt dann in ihr Malatelier. Hier bringt sie ihre Gedanken zur Zukunft auf die Leinwand und setzt damit Denkanstösse für ein nachhaltigeres Leben.

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